Montag, 7. Dezember 2009

"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Das Bewusstsein als stiller Wegbegleiter"

Innsbruck - Höher, schneller, weiter - was in der Antike das
Maß aller (sportiven) Dinge war, gilt erst recht für den Zeitgeist
der heutigen Gesellschaft. Immer mehr, immer größer, immer stylischer
war auch jahrelang die Maxime des Air & Style-Snowboard-Contests.
Grenzen waren höchstens da, um ausgereizt oder überhaupt gesprengt zu
werden. Bis der 4. Dezember 1999 einer ganzen (Jugend-)Bewegung
Fesseln anlegte und den grellbunten Lifestyle-Event in tiefschwarzen
Trauerflor hüllte.

Gestern, zehn Jahre nach der unfassbaren Zuschauertragödie auf dem
Bergisel, als sechs junge Mädchen bei einer Massenpanik ihr Leben
lassen mussten, wurde der Opfer abermals gedacht. So wie auch vor
zwei Jahren, als der Air & Style nach langen Überlegungen doch wieder
an den Unglücksort zurückgekehrt war. Damals wie gestern beließen es
die Veranstalter nicht bei einer Trauerminute, sondern erinnerten an
die Geschehnisse und fanden einfühlsame Worte, um die Fans für die
Gefahren einer solchen Massenveranstaltung zu sensibilisieren.

Dass die Sicherheitsbehörde seither das Fassungsvermögen um
beinahe zwei Drittel reduziert hat (beim Air & Style sind es 15.000
Zuschauer), war ein später, aber umso notwendigerer Schritt. Dass die
Veranstalter mit 12.500 aufgelegten Karten ihre Möglichkeiten nicht
restlos ausschöpfen, ist ein Statement, dass weniger mehr sein kann.

Unabhängig davon, dass beide Seiten Jahr für Jahr das
Sicherheitskonzept neu durchleuchten und zu optimieren versuchen, ist
ein Restrisiko bei Großevents wie diesem nie auszuschließen.
Umso wichtiger ist die gegenseitige Rücksichtnahme der Besucher. Ein
derartiges Bewusstsein ist seit dem Unglück ein stiller Wegbegleiter
eines jeden Fans, der auf den Bergisel oder sonst wohin pilgert.

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